Dirigent für 400 Stimmen

Sing & Swing aus Ottendorf hat in der Gaildorfer St. Josefskirche für einen guten Zweck gesungen – und das Publikum mit einem tollen Programm begeistert.

 

Es war ein Benefizkonzert der besonderen Art, das am Sonntag in der Kirche St. Josef in Gaildorf über die Bühne ging – sowohl für den Ottendorfer Chor Sing & Swing als auch für die Besucher, die in großer Zahl gekommen waren. Allein ein Konzert in einer Kirche stellt schon etwas Besonderes dar, das Klangerlebnis ist ein ganz anderes als in einer Festhalle. Um es aber vorwegzunehmen: Der Chor meisterte diese Herausforderung mit Bravour. Man hatte den Eindruck, er würde nie an anderer Stelle singen. Und die Lieder rissen das Publikum schnell mit.

Überhaupt hatte Chorleiter Peter Richter eine Liedauswahl getroffen, die viele Musikbereiche umfasste. Kaum hatte man den Eindruck, bei einem Gospelkonzert zu sein, führte eine Ballade die Zuhörer in die emotionale Gegenrichtung. Schon beim Auftakt mit „Swing Low“ merkte man, wie das Publikum – zwar noch etwas zurückhaltend – den Rhythmus mitging. Es war der Auftakt eines Blocks, der an die Zeit der Sklaverei in den USA und an das Freiheitsstreben erinnerte.  „Deep river“, ein Spiritual, ergänzte das Thema.

Gefühlvoll und sensibel

Sehr emotional ist auch „You ­raise me up“, das der Norweger Rolf Lovland geschrieben hat, ursprünglich als Instrumentalfassung. Beeindruckend, wie gefühlvoll und sensibel der Chor dieses Lied interpretierte. Bei „Good News“, einem Gospelsong, war dann der Bann endgültig gebrochen: Das Publikum klatschte begeistert mit. Ein Höhepunkt war dann wieder ein balladenähnlicher Popsong:  Elvis Presleys gefühlvoll dargebotener Song „Can’t help falling in love“, 1961 von ­George David Weiss und Luigi Creatore für Elvis geschrieben. Vor allem bei der älteren Generation ist das Lied „We shall overcome“ noch bestens bekannt. Der Song ist ein, wenn nicht sogar das Protestlied, das in der US-Bürgerrechtsbewegung eine wichtige Rolle spielte. Bekannt wurde es hauptsächlich in der Version von Joan Baez. Und was bei einem Konzert dieser Klasse natürlich nicht fehlen darf, ist das „Halleluja“ von Leonard Cohen.  Der Vortrag war sicherlich auch eine Hommage an den am 7. November verstorbenen Künstler. Zum Abschluss gab es noch ein rhythmisch betontes Potpourri aus dem Musical „Joseph“ von Lord Andrew Lloyd Webber. Mit dabei wohl das bekannteste Lied des Musicals „Any dream will do“. Auch hier zeigte der Chor keinerlei Schwäche und meisterte die Herausforderung glänzend.

Neben reichlichem Applaus zwischen den Stücken gab es am Ende Standing Ovations für die Akteure des Abends. Klar, dass diese ein paar Zugaben parat hatten. Zur großen Überraschung präsentierte der Chor nun deutsche Lieder, nachdem zuvor das Konzert komplett in Englisch gehalten worden war.

Damit bewies der Chor, welches große Repertoire er beherrscht. Es gab deutschen Schlager mit „Über sieben Brücken musst du geh’n“. Dieser Hit war für Peter Richter das persönliche Highlight. Er forderte das Publikum auf, mitzusingen – und das kam diesem Wunsch gerne nach. So dirigierte Richter nicht nur seine 33 Sängerinnen und Sänger, sondern einen Chor von fast 400 Stimmen. Wer aber geglaubt hatte, es sei nun Schluss, der hatte sich getäuscht. Mangels weiterer Noten gab es dann noch einmal das „Halleluja“ – ein würdiger Abschluss eines außergewöhnlichen Konzertabends. Für den Dirigenten und für die Musiker des Chors – Lydia Schneider am Klavier, Markus Schneider an Bass und Gitarre, Stefan Roth  am Schlagzeug – gab es am Ende kleine Geschenke.

Geld für drei Einrichtungen

Da es ein Benefizkonzert war, war der Eintritt frei – und das Spendenergebnis kann sich sehen lassen: Insgesamt kamen 1440 Euro zusammen. Somit bekommen der Kauf-und-Rat-Laden Gaildorf, das Kinderhospiz Schwäbisch Hall und das Gemeindehaus St. Josef Gaildorf jeweils 480 Euro.

 

Quelle: Gaildorfer Rundschau - verfasst von REINHOLD HARING 06.04.2017